MSCI World ACWI vs. FTSE All World - ETF-Vergleich

Wenn du auf diesen Artikel gestoßen bist, dann vermutlich, weil du gerade auf der Suche nach einem passenden ETF für dich bist. Die verschiedenen Anbieter und oftmals kryptischen Kürzel im Namen des jeweiligen ETFs machen die Suche nach dem passenden ETF nicht gerade einfacher.

Hinzu kommt, dass es weltweit mehr als 8.500 unterschiedliche ETFs gibt.

Bei unseren Kundengesprächen wird uns oftmals die Frage gestellt, welchen ETF man denn am besten auswählen sollte. Die meisten Personen möchten eine breite Streuung, sprich Diversifikation von Ländern, Branchen und Unternehmen, in ihrem ETF haben.

Die Verwaltung soll im Idealfall recht überschaubar und unkompliziert ablaufen, ohne dass „jede Woche ins Depot geschaut werden muss“.


Aus diesem Grund haben wir uns zwei sehr bekannte ETFs herausgesucht, welche wir in diesem Beitrag etwas näher unter die Lupe nehmen und einem Vergleich unterziehen wollen.

Dabei stellen wir die beiden folgenden ETFs in einen direkten Vergleich:

  • iShares MSCI All countries world (ACWI) ETF
  • Vanguard FTSE All-World UCITS-ETF

Index ist nicht gleich ETF

Einen wichtigen Hinweis möchten wir zu Beginn erläutern, denn hierbei kommt es immer wieder zu Verständnisfragen.


Ein Beispiel:
Der MSCI All countries World Index (ACWI) ist ein Börsenindex, welcher die Wertentwicklung von ca. 2.900 Aktienunternehmen aus 23 Industrieländern und 24 Schwellenländern abbildet.

Der Zweck eines Indexes besteht darin, den Kursverlauf der Aktienunternehmen eines Marktes so repräsentativ wie möglich abzubilden. Als Anleger/-in kann man jedoch nicht direkt in diesen Index investieren.

Daher benötigt man ein sogenanntes „Finanzprodukt“ wie beispielsweise einen ETF. Jeder ETF bildet immer einen bestimmten Index ab. 

Aus diesem Grund steht meist vor dem entsprechenden Index, in unserem Beispiel MSCI All countries World (ACWI), der ETF-Anbieter. In unserem Beispiel ist es der ETF-Anbieter iShares.


Das Gleiche gilt für unseren zweiten ETF von Vanguard. Vanguard ist ebenfalls ein ETF-Anbieter.


In diesem Fall heißt der Indexanbieter, den Vanguard zur Abbildung des ETFs nutzt, Financial Times Stock Exchange (FTSE). Dieser Index bildet in unserem Beispiel den sogenannte FTSE-All-World-Index ab. Aus diesem Grund heißt der ETF Vanguard FTSE All-World-ETF.

Wie ist der iShares MSCI ACWI ETF aufgebaut?

Der iShares MSCI ACWI ist ein ETF, welcher die Wertentwicklung mehr knapp 2.900 Unternehmen aus 23 Industrienationen und 24 Schwellenländern abbildet. Er trägt die Kennnummer (IE00B6R52259 bzw. die WKN A1JMDF) und wurde am 21.10.2011 aufgelegt.


Der iShares MSCI ACWI ETF wird nach Marktkapitalisierung gewichtet und bildet ca. 85 % der investierbaren Unternehmen der gesamten Weltwirtschaft ab.


Die Gewichtung nach Marktkapitalisierung bedeutet, dass die Unternehmen und somit die Länder, in denen die Unternehmen beheimatet sind, im Index prozentual höher gewichtet werden, je nach ihrem Börsenwert.


Auch wenn der Index die Bezeichnung „all countries“ in sich trägt, so werden nicht alle Länder der Welt abgebildet. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass der iShares MSCI ACWI ETF lediglich in Large- und in Mid-Caps investiert.

Large Caps, auch Blue Chips genannt, sind sehr große Unternehmen wie beispielsweise Amazon, Tesla, Microsoft, Apple, Volkswagen oder Allianz.

Sogenannte Mid Caps zeichnen sich durch eine geringere Marktkapitalisierung als Large Cap Unternehmen aus.

Welche Länder sind im MSCI ACWI enthalten?

Im Index sind Unternehmen aus insgesamt 47 unterschiedlichen Ländern enthalten. Diese lassen sich in 23 Industrienationen und 24 Schwellenländer aufteilen.

Trotz der Tatsache, dass mehr Schwellenländer im ETF enthalten sind, ist die prozentuale Gewichtung der einzelnen Länder sehr ungleich. Das hängt damit zusammen, dass der ETF die Unternehmen und somit die entsprechenden Länder nach Marktkapitalisierung gewichtet.


Da die Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung in den Industrienationen beheimatet sind, liegt das Verhältnis zwischen Industrienationen und Schwellenländern im ETF bei knapp 90:10.

Die folgende Grafik macht das Verhältnis deutlich und zeigt, dass die USA dabei ca. 60 % der Gesamtgewichtung im ETF ausmachen.

Das erste und größte Schwellenland in dieser Auflistung ist China mit gerade einmal 3,61 %.

Hinweis: Die Schaubilder, welche wir in unserem Artikel verwenden, stammen von der Plattform ExtraETF.

Welche Branchen sind im MSCI ACWI enthalten?

Die Aktien der insgesamt 23 Industrienationen und 24 Schwellenländer stammen aus unterschiedlichen Branchen und Sektoren. Hier macht die Informationstechnologie mit knapp 20 % den größten Anteil der Branchengewichtung aus. Gefolgt vom Finanzwesen (ca. 16 %) und dem Gesundheitswesen (ca. 12 %).

Welche Unternehmen sind im MSCI ACWI enthalten?

Diese folgende Liste betrachtet die 10 größten Unternehmen des iShares MSCI ACWI ETF. Die aktuell größte Position stellt dabei Apple dar. Das hängt wieder mit der Marktkapitalisierung zusammen, da Apple aktuell das größte und somit „wertvollste“ börsennotierte Unternehmen der Welt ist.

Apple ist mit einer prozentualen Gewichtung von 3,94 % vertreten.

Insgesamt machen die 10 größten Unternehmen im Index eine Gewichtung von knapp 15 % aus.

Nun haben wir dir einen kleinen Einblick in die Welt des iShares MSCI ACWI ETF gegeben und kommen zur Vorstellung unseres weiten Kandidaten.

Wie ist der Vanguard FTSE All-World aufgebaut

Mit dem Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (Acc) kannst du mit nur einem einzigen ETF in mehr als 3.900 unterschiedlich große und mittelgroße Aktienunternehmen aus 25 Industrienationen und 24 Schwellenländern investieren. Er trägt die Kennnummer (IE00BK5BQT80 bzw. die WKN A1JX52) und wurde am 23.07.2019 aufgelegt.


Da der Index die Aktienunternehmen nach Marktkapitalisierung gewichtet, tragen die Länder mit den wertvollsten Aktienunternehmen auch die größte prozentuale Gewichtung im ETF.


Der Vanguard FTSE All-World-ETF bildet ca. 90-95% der weltweiten Marktkapitalisierung ab.

Der ETF investiert ausschließlich in große und mittelgroße Unternehmen (Large und Mid-Caps). Small Caps sind im ETF nicht vertreten.


Der Vanguard ETF unterliegt wie auch der iShares MSCI ACWI ETF einer kontinuierlichen Anpassung. Das bedeutet, dass die prozentuale Zusammensetzung der Länder und Unternehmen im ETF nicht festgeschrieben ist, sondern turnusmäßig angepasst wird.

Dazu ein Beispiel: Verliert ein Unternehmen nachhaltig an Börsenwert und somit an Marktkapitalisierung, so kann dies dazu führen, dass die Gewichtung im ETF nach und nach geringer wird. Das Gleiche gilt „andersrum“, wenn ein Unternehmen mehr und mehr an Börsenwert gewinnt.

Auch die Länder im ETF sind nicht auf alle Zeit festgeschrieben. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine investiert der Vanguard ETF nicht mehr in Russland und dessen Unternehmen. Auf der anderen Seite ist Island seit Jahresbeginn 2023 Teil des Welt-ETFs.

Der große Vorteil bei ETFs besteht darin, dass du dich als Anleger/-in nicht aktiv um diese „Umschichtung“ kümmern musst. Das erledigt der ETF von allein, da sich dieser ausschließlich an dem entsprechenden Index richtet.

Welche Länder sind im Vanguard FTSE All World ETF enthalten?

Im Index sind insgesamt Unternehmen aus 49 unterschiedlichen Ländern enthalten. Diese lassen sich in 25 Industrienationen und 24 Schwellenländer unterteilen.

In der folgenden Grafik kannst du die prozentuale Gewichtung der größten Länder im Vanguard FTSE All World ETF erkennen.  

Die USA dominieren in diesem ETF ebenfalls mit mehr als 57 % Gesamtgewichtung.

Welche Branchen sind im Vanguard FTSE All World ETF enthalten?

Auch im Vanguard ETF spielt die Technologiebranche die größte Rolle. Knapp 19 % der Unternehmen stammen aus diesem Segment. Gefolgt von der Finanzbranche mit mehr als 16 % und der Gesundheitsbranche mit knapp 12,5 %.

Welche Aktien sind im Vanguard FTSE All World ETF enthalten?

Die Zusammensetzung der Unternehmen im Vanguard FTSE All World ETF ähnelt ebenfalls sehr dem MSCI ACWI.

Im folgenden Abschnitt möchten wir auf die Unterschiede der beiden ETFs eingehen.

Unterschiede zusammengefasst

Die Betrachtung der Unterschiede beider ETFs soll dir dabei helfen, herauszufinden, welcher ETF besser zu dir und deinem Vorhaben passt.

Die Gewichtung und Zusammensetzung der Länder in beiden ETFs weist kleine Abweichungen auf. Der FTSE hat einen etwas geringeren USA-Anteil. Hier könnte man argumentieren, dass die Diversifikation dadurch ein bisschen höher ist.

Bei der Aufteilung der Branchen gibt es ebenfalls minimale Abweichungen zwischen den beiden ETFs. Betrachtet man die Zusammensetzung der Aktien beider ETFs, kann man auch nicht von großen Unterschieden sprechen. Lediglich durch geringe Nachkommastellen unterscheiden sich hier die Positionsgrößen.


Beim Vanguard FTSE ist zu erkennen, dass die Top 10 Positionen in Summe weniger prozentuale Gesamtgewichtungen ausmachen als die des MSCI ACWI. Dies spricht wieder für eine etwas höhere Diversifikationen bei Vanguard ETF.


Betrachtet man die Anzahl der Unternehmen, die im jeweilige ETF enthalten sind, so kann man zu dem Schluss kommen, dass der FTSE-All-World mit knapp 4.000 Positionen ein wenig breiter diversifiziert ist als der MSCI ACWI von iShares, welcher ca. 3.000 Positionen enthält.

Die eher kleineren Positionen, welche insgesamt eine sehr geringe prozentuale Gewichtung im ETF darstellen, lassen sich im FTSE-All-Word wiederfinden. Diese Unternehmen haben allerdings einen sehr geringen Einfluss auf die Gesamtrendite. Daher muss man sich die Frage stellen, wie viel Gewicht man diesem Sachverhalt bei seiner Entscheidungsfindung beimessen sollte.

Unterschied der Kosten: TER und Tracking difference

Die laufenden Kosten eines ETFs sollten bei unserer Betrachtung und deiner Entscheidungsfindung ebenfalls eine Rolle spielen.

Oftmals wird lediglich die sogenannte Total Expense Ratio (TER) berücksichtigt. Die TER sind die Gebühren, die dem ETF jährlich im Rahmen der Verwaltung entnommen werden. Diese setzen sich aus Verwaltungs-, Service- und Managementgebühren zusammen. Je niedriger die jährlichen Kosten sind, desto besser für dich als Verbraucher.

  • Der iShares MSCI All countries world (ACWI) ETF hat jährliche Kosten in Höhe von 0,20 %
  • Der Vanguard FTSE All-World UCITS-ETF hat jährliche Kosten in Höhe von 0,22 %

Neben der TER gibt es noch eine weitaus aussagekräftigere Kennziffer. Diese nennt sich tracking difference (TD).

Diese gibt Auskunft über die durchschnittliche jährliche Entwicklung des ETFs im Vergleich zum abgebildeten Index und beinhaltet alle Kosten und Gebühren eines ETFs sowie mögliche Einnahmen durch Wertpapierleihe.


Auf die genaue Funktionsweise dessen wollen wir in diesem Beitrag nicht genauer eingehen. Die Berechnung der tracking difference erfolgt folgendermaßen:

Indexperformance – ETF-performance


Liegt der Wert der tracking difference bei 0, so hat der ETF exakt die Wertentwicklung des Index erzielt.


Hierzu ein Beispiel:
Ein ETF mit einer ausgewiesenen TER von 0,45 % und einer tracking difference von lediglich 0,20 % hat dir als Investor einen Vorteil von 0,25 % eingebracht. Die Differenz zwischen der TER von 0,45 % und der TD von 0,20 % entsteht beispielweise dadurch, dass der ETF-Anbieter durch Wertpapierleihe Geld verdient hat. Dieser Verdienst kommt der Performance des ETFs zugute, sodass die tatsächlichen Kosten bei 0,20 % statt 0,45 % liegen.

Tracking difference iShares MSCI All countries world (ACWI) ETF

Die Gesamtkostenquote (TER) des MSCI ACWI liegt in unserem Beispiel bei 0,20 % pro Jahr.

Die tracking difference beträgt seit 2012 durchschnittlich 0,24 % pro Jahr.

Somit wäre der ETF für dich als Verbraucher im Durchschnitt 0,04 % „teurer“ gewesen.

Tracking difference Vanguard FTSE All-World UCITS-ETF

Beim Vanguard FTSE All-World UCITS-ETF lag die tracking difference seit 2020 bei 0,05% pro Jahr. Aus diesem Grund war der ETF im betrachteten Zeitraum 0,17 % „preiswerter“ als angegeben.

Hinweis: In unserem Vergleich sollte bedacht werden, dass die TD beim Vanguard ETF lediglich Informationen seit dem Jahr 2020 bereithält, da der ETF erst im Jahr 2019 aufgelegt wurde. Um die tracking difference zu vergleichen, sollten jedoch im Idealfall längere Betrachtungszeiträume von mehreren Jahren vorhanden sein.

Renditevergleich

Bei der Betrachtung der Kursentwicklung der beiden ETFs haben wir den Vergleichsrechner von extraETF genutzt. Als Startdatum haben wir den 01.08.2019 ausgewählt, da der Vanguard ETF erst zu diesem Zeitpunkt aufgelegt wurde. Das Enddatum der Betrachtung ist der 27.02.2023.

In diesem Zeitraum hat der iShares MSCI ACWI ETF ein Plus von 36,34 % erzielen können. Der Vanguard hat in dieser Periode eine positive Kursentwicklung von 36,09 % erzielt.

Ein Unterschied von 0,25 % für den MSCI ACWI (auf dem Schaubild leider etwas schlecht zu erkennen).

Fazit

Auf die Frage, ob man lieber einen Vanguard FTSE All World ETF oder einen iShares MSCI ACWI ETF besparen soll, gibt es keine klare Antwort.

Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass die beiden ETFs für ein langfristiges Investment super geeignet sind, da diese eine hohe Diversifikation aufweisen und zugleich kostengünstig sind.

Der Anteil der enthaltenen Schwellenländer machen in beiden ETFs „lediglich“ 10 % aus. Wenn du das Potenzial in den kommenden Jahren eher bei den Schwellenländern siehst, dann könntest du darüber nachdenken, eine 70/30 oder 60/40 ETF-Depotstrategie zu wählen. In einem solchen Fall könnten die beiden ETFs für dich vielleicht nicht die ideale Lösung sein.

Lies dir dazu gerne unseren Beitrag „70/30 Portfolio – das Weltportfolio als ETF-Strategie“ durch. Hier investierst du zwar in zwei unterschiedliche ETFs, hast aber eine gewisse höhere Flexibilität, wenn du dich beispielweise auf Schwellenländer konzentrieren willst.


Wenn wir die beiden ETFs mit einem klassischen MSCI World ETF vergleichen, so ist der USA-Anteil in beiden ETFs geringer und somit breiter diversifiziert. Auf die Unterschiede zwischen dem MSCI World und dem MASCI ACWI sind wir in einem separaten Beitrag eingegangen.

Wenn du einen der ETFs gezielt für deine Altersvorsorge nutzen willst, dann kannst du dies in Form eines Sparplans (in einem freien Depot) tun, oder aber auch in Form einer ETF-Rentenversicherung. Hierbei solltest du aber eine Nettopolice wählen, denn bei einer Vielzahl der Rentenversicherungen sind die Effektivkosten deutlich zu hoch. Was eine ETF-Rentenversicherung in Form einer Nettopolice ist, das erfährst du im folgenden Blog-Beitrag:

Lies dir auch gerne die Vor- und Nachteile eines ETF-Depots vs. einer ETF-Rentenversicherung durch. Dies kann dir bei deiner Altersvorsorgeplanung weiterhelfen.

Wenn du Interesse an einem kostenfreien Erstgespräch hast, dann schreibe uns gerne eine Mail (info@gn-finanzpartner.de), rufe uns an oder nutze unser Kontaktformular.

Wir freuen uns auf deine Anfrage!

Giuliano Battiston
Giuliano Battiston
Giuliano möchte Menschen dazu ermutigen, sich finanziell weiterzubilden und ihre Finanzen in die eigenen Hände zu nehmen. Seine Kunden berät er durch die Möglichkeit der digitalen Beratung nicht nur vor Ort, sondern überwiegend deutschlandweit.

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